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Szenenfotos von Detlev Rackow

Autofahren in Deutschland
Schauspiel von Ulrike Syha
Premiere 13.05.2010

Eigentlich kreiert Grafikdesigner Hugo 3D Animationen für Großkunden. Seine Spezialität sind digitale Raubtiere oder virtuelle Zivilisationen. In der Realität jedoch ist Hugo alles andere als der große Konzeptioner der Vektorgrafik. Die Kontrolle über sein Leben hat er schon lange verloren. Immer mehr rutscht er ab in Parallelwelten, fühlt sich verfolgt vom FBI, der Steuerfahndung und überholt von verdrängten Ängsten, die so unvermittelt ans Tageslicht gelangen, wie Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei entgleitet ihm die Beziehung zu Marthe, seiner Lebensgefährtin, die sich regelmäßig mit seinem Freund, dem Steuerberater Lorenz, trifft. Auch Lorenz steckt in Schwierigkeiten. Was wollen die bewaffneten Männer, die hinter ihm her sind? Ist die Checkliste für die korrekte Identifizierung von Ufos, die wie zufällig in einem Waschsalon liegt, eine verschlüsselte Botschaft? Und woher kommt plötzlich die Pistole in der Manteltasche? Jegliche Verbindung zur Außenwelt gekappt, jagen die Protagonisten in ihren Autos durch die Nacht. Zwischen ihnen liegen Dimensionen. Gezeigt wird ihr Schleudertrauma. Das Unaussprechliche. Allein die mysteriöse Cleo, taucht wie eine böse Erinnerung mal an der Seite des einen und mal an der Seite des anderen auf. Für „Autofahren in Deutschland“ braucht es keinen Shellatlas: Auf dem Straßenatlas der Seele gelangt man nicht von A nach B. In dieser grenzenlosen Komposition entsteht das Ganze erst im Kopf des Zuschauers. „Ulrike Syha hat in ihrem Stück eine wahnhafte Atmosphäre rund um des Menschen liebsten Fluchthelfer gestrickt, in dem die schnelle Bewegung als eine diffuse Metapher für Identitätsverlust und Angst entwickelt wird.“

Die Autorin,
Ulrike Syha, 1976 in Wiesbaden geboren, studierte an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn-Bartholdy" Leipzig. Von 1999 bis 2002 war sie Regieassistentin am Schauspiel Leipzig unter der Intendanz von Wolfgang Engel. 2002 wurde sie für "Autofahren in Deutschland" mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet. 2009 wurde sie mit ihrem Stück „Privatleben“ zum zweiten Mal zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.

HUGO Jens Boldt
LORENZ Söhnke Post
MARTHE Katja Neumann
CLEO Lena Roselieb / Annette Thora Wurtmann
DIE ZWEI BULGAREN Frank HeineIngo BauerPhilipp Radau

Inszenierung: Utz Rathmann
Dramaturgie: Annika Trentzsch
Bühne: Frank Heine
Technik: Philipp Radau
Fotos / Projektionen: Simon Schwinge

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